Wissenswertes über das Tourette-Syndrom
Verlauf des Tourette-Syndroms
Tic-Störungen sind in ihrem Verlauf generell schwer zu charakterisieren, da dieser oft völlig uneinheitlich ist. Insbesondere das Tourette-Syndrom ist oft wechselhaft ausgeprägt und zeigt stark unterschiedliche Verläufe. Häufig liegen neben der eigentlichen Erkrankung weitere Verhaltensstörungen vor. So ist das Tourette-Syndrom oft mit zwei psychischen Erkrankungen verknüpft: Bei mehr als 30 % der Fälle besteht zusätzlich ADHS oder eine Zwangsstörung .
Eine Reihe von Personen, die an einem Tourette-Syndrom erkrankt sind, erfahren als Jugendliche oder junge Erwachsene, also im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, eine deutliche Besserung der Krankheit. Vielen Betroffenen geht es im Laufe ihrer Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen besser. In Einzelfällen kann es sogar zu einer vollständigen und endgültigen Rückbildung der Symptomatik kommen. Die Lebenserwartung ist durch das Tourette-Syndrom nicht eingeschränkt.
Familiärer Umgang mit einem Tourette-Syndrom
Eltern, deren Kind an einem Tourette-Syndrom erkrankt ist, stehen einer problematischen Situation gegenüber. Sie sind einer ständigen Gratwanderung zwischen erzieherischer Notwendigkeit, verständnisvollem Umgang und Überbehütung ausgesetzt. Zudem stellt sich des Öfteren die Frage, ob gewisse Handlungen ihres Kindes auf das Tourette-Syndrom zurückzuführen sind oder ob sie Verhaltensauffälligkeiten darstellen, die erzieherisch korrigiert werden müssten. Die Eltern müssen die richtige Umgangsform für ihr Kind finden. Einem Kind mit Tourette-Syndrom sollte die Möglichkeit geben werden, sich so unabhängig wie möglich zu entwickeln. Dabei sollten in liebevoller, aber konsequenter Weise Grenzen gesetzt werden, genau wie die Eltern dies bei einem nicht erkrankten Kind auch tun würden.
Um dem Kind für seine Zukunft einen möglichst guten Umgang mit dem Tourette-Syndrom zu ermöglichen, ist eine frühzeitige Diagnose und Therapie wichtig. Es passiert, dass Kinder, deren Symptomatik stark ausgeprägt ist, als bizarr, störend und Angst auslösend vom Umfeld erlebt werden. Nicht selten werden sie ausgelacht und von ihren Altersgenossen zurückgewiesen, oder Nachbarn, Lehrer und andere Personen beschweren sich und machen den Eltern Vorwürfe. Auch die Eltern selbst können mitunter erschrocken sein über das merkwürdige Verhalten ihrer Kinder. Das betroffene Kind kann durch das Selbsterleben seiner Tic-Symptomatik aus dem seelischen Gleichgewicht geraten. Insbesondere Kinder mit einer schweren Form des Tourette-Syndroms leiden häufig sehr – unter der Krankheit und unter ihrem Umfeld. Diese Schwierigkeiten können im Laufe der Entwicklung zunehmen, vor allem dann, wenn Jugendliche eine ohnehin schwierige Entwicklungsphase durchmachen. Um psychologische Folgewirkungen zu vermeiden und dem Kind eine möglichst günstige Entwicklung zu ermöglichen, sind eine frühe Diagnose und eine frühe Behandlung von Kind und Familie unbedingt erforderlich.
Lydia Köper